Für Produktionsbetriebe, die den Schwerpunkt ihrer Wertschöpfung durch Anlagen erbringen, ist die Analyse und gezielte Verbesserung der Overall Equipment Effectiveness (OEE) ein Muss. Man findet in Unternehmen von “nicht existent” bis “vollständig automatisiert und digitalisiert” jede Ausbaustufe des OEE-Managements. Um den eigenen Reifegrad zu bestimmen, wurde diese Audit-Liste entwickelt.
Wer den Reifegrad der eigenen Organisation im OEE-Management bestimmen will, kann sich an folgenden Audit-Fragen orientieren. Der Audit-Bogen gruppiert 13 Anforderungen an einen professionellen OEE-Management-Prozess in 3 Kategorien. Je mehr Frage vorbehaltlos mit “ja” beantwortet werden können, desto ausgereifter ist das OEE-Management in der eigenen Organisation. Jedes “nein” ist ein Handlungsfeld.
Kriterien, die eine Datenerfassung erfüllen muss:
- Es gibt einen beschriebenen OEE Standard: Standards für OEE-Berechnungen sind dokumentiert und werden angewendet, um Konsistenz sicherzustellen. Beispielsweise gibt es einen Standard dafür, ob Umrüstungen, geplante Wartungsarbeiten und/oder Pausen in die geplante Produktionszeit eingerechnet werden.
- Basisinformationen sind korrekt: Informationen zu Produktionszeiten und dem Verlustgrundkatalog werden regelmäßig überprüft, um Genauigkeit und Relevanz sicherzustellen.
- OEE Standard umfasst alle Verlustkategorien: Verluste werden in Verfügbarkeitsverluste, Leistungsverluste und Qualitätsverluste separiert. Diese werden getrennt voneinander berechnet und sind somit analysierbar.
- Ideale Zykluszeiten sind präzise: Für alle Produkte stehen genaue (überprüfte) ideale Zykluszeiten zur Verfügung, die die maximale theoretische Geschwindigkeit des Prozesses darstellen (NICHT „Standard“-Geschwindigkeiten oder „Typenschildkapazitäten“, die langsamer als das Maximum sind).
- Störgründe und -zeiten werden erfasst: Mit einem strukturierten Katalog werden die Gründe für alle Verluste erfasst. Dabei werden die Kriterien Einfachheit (bis zu 10 Gründe pro Ebene) und Genauigkeit (automatisierte Erfassung der Dauer) eingehalten.
- Engpass wird überwacht: Es werden Informationen zum Engpass des Prozesses erfasst. Die Fokussierung der Verbesserungsbemühungen auf den Engpass gewährleistet eine optimale Nutzung der Ressourcen und ist der schnellste Weg zu einer verbesserten Produktivität.
Kriterien, die die Datenpräsentation und -analyse erfüllen muss:
- Informationsverfügbarkeit in Echtzeit: Echtzeitinformationen ermöglichen es den Mitarbeitern, proaktiv zu reagieren und stellen sicher, dass sie einfachen Zugriff (z.B. u.a. über ein Andon-Board) auf die notwendigen Informationen haben, um ihre Schichtziele zu erreichen.
- Sechs große Verluste werden verfolgt: Die sechs großen Verluste (Rüstungen, Ausfälle, langsame Zyklen, kleine Stopps, Anlaufverluste und Produktionsverluste) werden alle verfolgt, um ein umfassendes Verständnis der verlorenen Produktivität zu erhalten.
- Größte Verluste werden berichtet: Für gängige Zeiträume wie z.B. Schichten und Tage stehen detaillierte Berichte zu den bedeutendsten Verlusten zur Verfügung. Diese Berichte zeigen die wirkungsvollsten Verbesserungsbereiche auf und erfordern die wenigsten Maßnahmen, um substanzielle Ergebnisse zu erzielen.
- Automatisierte Analyse: Algorithmen analysieren die Daten in Echtzeit und weisen auf Anomalien wie z.B. Häufungen oder Trends zeitnah hin.
Kriterien, die der Managementprozess erfüllen muss:
- Kurzzyklische Besprechung: Im Rahmen des Shopfloor-Managements werden die Zahlen, Verluste und Verlustgründe täglich zwischen Anlagenbedienern, Vorgesetzten und der Verbesserungsorganisation besprochen. Verbesserungsaktiviitäten werden abgeleitet und in der Umsetzung verfolgt.
- SMARTe Ziele werden kommuniziert: SMARTe Ziele (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und zeitspezifisch) werden effektiv an die Produktionsmitarbeiter kommuniziert und umfassen Ziele für OEE, Ausfallzeit, Umrüstzeit und/oder gute Teile. Eine nachfolgende Zielerreichung wird öffentlich wertgeschätzt.
- Ausbildung ist formalisiert: Es gibt ein formelles Schulungsprogramm, um allen Mitarbeitern ein umfassendes Verständnis der OEE und der damit verbundenen Verluste zu vermitteln. Mitarbeitende können die OEE Berechnung selbständig berechnen und erklären. Bediener und Vorgesetzte können ihren Einfluss und ihre Strategien zur Verbesserung der Kennzahlen in ihren jeweiligen Bereichen artikulieren.
Für die einfachere Handhabung im Tagesgeschäft wurde der Audit-Katalog auf eine pdf-Seite zusammengefasst und steht zum kostenlosen Download zur Verfügung: